November 1989 aus der Sicht der Pubertät

November 1989. West-Deutschland. Ein kleines Kaff, nahe bei Hannover. Ein 15-jähriger, pubertierender Junge ist jeden Tag eifrig dabei, Briefe ins europäische Ausland zu verschicken und zu empfangen. Briefe mit Demos und Software vom und für den meistverkauften Heimcomputer aller Zeiten – dem C64. Er hat Kontakte in die Niederlande, Frankreich, Schweden, Norwegen und viele Länder mehr. E-Mail und World Wide Web waren für ihn noch lange nicht in Sicht. Auf seinem Schreibtisch steht ein 9-Nadel-Drucker „Made in DDR“.

Rückblick: Wenige Jahre zuvor, beim „telespielen“ mit seinem Bruder, auf einem Mattel „Intellivision“ Telespiel, in der Drittelpause des Eishockeyspiels „BRD – DDR“, fragte der selbe Junge seinen fünf Jahre älteren Bruder, warum wir die DDR denn nicht einfach zurück erobern würden.

1989. Als Absender schmückt dieser Junge seine Briefe immer mit dem Zusatz „West Germany“ oder manchmal auch „Western Germany“. Am 09. November fällt die Mauer. Niemand hatte damit gerechnet. Und wenige Tage später schreibt er stolz „United Germany“ auf seine Briefumschläge. Er ist stolz auf dieses Ereignis, auch wenn er weder die Reichweite noch die Dimension desselbigen zu diesem Zeitpunkt begreifen kann:

„United Germany“.

Und, wie habt Ihr die Wiedervereinigung erlebt? Schreibt mir in den Kommentaren.

admin

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2 Gedanken zu “November 1989 aus der Sicht der Pubertät

  1. Ich war damals 8, wohnte weit im Westen fast in den Niederlanden in einem kleinem Städtchen und wurde nachts von den Eltern geweckt.
    Es tanzten Leute auf Mauern im TV, viele weinten, und es gab diese komischen Autos mit denen Leute im STau standen. Alle klopfen auf deren Dächern herum und reichten Bananen durch die Fenster.
    Das ist meine Erinnerung an den 9.11.89

  2. Nach der Oeffnung der Grenzen war die Stadt ploetzlich so voll wie noch nie.
    Ueberall standen Trabbis herum und in der Innenstadt wurde ich in ungewohntem Akzent gefragt, wo man den „Gombjuda“ kaufen koenne.
    In der Schule wurden in einigen Klassenraeumen Feldbetten fuer die Massen an ostdeutschen Besuchern aufgestellt. Mein Bruder wurde sogar auf Feldbetten unterrichtet.
    Die Disko (ja, damals war ich auch mal in der Disko) war voellig ueberfuellt und es wurden nicht mehr alle reingelassen. Das am meisten gefeierte Stueck war „Koenig von Deutschland“, das alle aus voller Kehle mitsangen (oder mitgroehlten?).
    Dass die Mauer gefallen war, war auch fuer mich ein grosses Ereignis. Auch wir hatten Verwandte und Freunde „drueben“. Dass Deutschland in irgendeiner Form wieder ein Staat werden sollte, fand ich auch richtig. Aber dass es ueberhastet durchgefuehrt voller Fehler geschehen musste, war mir damals doch schon klar. Welche Tragweite die tatsaechlich gemachten Fehler (die Wiedervereinigung kam ja eher einer „Eingemeindung“ der DDR gleich) haben wuerden, war mir natuerlich nicht klar…

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