Es ist ein Skandal

Dem deutschen Bundestag sind Tiere mehr wert als unsere Kinder. Das Parlament hat entschieden: „Eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen“ müsse „grundsätzlich zulässig“ sein.

Während es in unserem Land schon unter Strafe steht, seine Kinder zu „ohrfeigen“, das religöse „Schächten“ von Tieren nur mit Narkose erlaubt ist und wir uns über das Tragen der „Tschador“ bei islamischen Frauen echauffieren, ist es also völlig in Ordnung, wehrlosen Kindern und Säuglingen am Penis rumzuschnippeln. Nicht aus gesundheitliche, nein, aus rein religiösen, traditionellen Gründen.

Hier wird das recht unserer Kinder auf körperliche Unversehrtheit mit den Füßen getreten.

Leider scheint es bei dieser Entscheidung des Bundetages ganz eindeutig weder um unsere Kinder noch um Religion zu gehen. Es geht schlicht und einfach um Politik. Denn schon kurz nach dem das Landgericht Köln die rituelle Beschneidung als Körperverletzung geahndet hat, ging ein Aufschrei durch unser Land: „Verbandsvertreter von Juden und Muslimen sehen darin schon jetzt einen Ausdruck dessen, dass jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland allen Toleranzbeteuerungen zum Trotz nicht erwünscht ist“ (fr online).

Das ist natürlich totaler Schwachsinn, wie ich finde. Es geht um die Selbstbestimmung unserer Kinder und nicht um Toleranz gegenüber anderen Religionen. Ich bin ein sehr toleranter, liberaler Mensch. Aber ich kann es nicht tolerieren wenn vor dem Hintergrund religiöser Ideen Menschen verletzt, verstümmelt, gedemütigt oder getötet werden. Da hat meine Toleranz ein Ende.

Aber unser Parlament sieht das offenbar anders. Die meisten Medien schreiben heute von einem „Signal an Juden und Muslime“. Und genau das ist es. Ein Signal der  Politik. Auf den Köpfen unserer Kinder, bzw. der Kinder von Juden uns Muslimen ausgetragen. Kinder und Säuglingen, die sich nicht wehren können und ihr Leben lang mit den Konsequenzen einer solchen Beschneidung leben müssen.

admin

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8 Gedanken zu “Es ist ein Skandal

  1. Dadurch, dass verboten wird, dass ein Kind verpruegelt wird, verbessert sich tendenziell die Lage, verschlimmert aber nichts.
    Dadurch, dass Beschneidung verboten werden wuerde, wuerde in etlichen Faellen aus einem medizinisch harmlosen Eingriff tatsaechlich ein riskantes Rumschnippeln am Penis eines kleinen Jungen.
    Deswegen war mein Relativsatz „, wenn die Gefahr der “privaten” Beschneidung mit ihren Risiken nicht deutlich eingeschraenkt werden kann.“ eine ernstgemeinte und durchaus wichtige Einschraenkung:
    Wenn man dieses Verbot zum Gesetz macht, muss man sich gleich ueberlegen, wie man es auch effektiv durchsetzen kann, weil man sonst die Lage derer, die man eigentlich schuetzen moechte, verschlechtert.
    Ohne eine funktionierende Durchsetzung auch im privaten faende ich ein Verbot schlimm.

  2. Persoenlich sehe ich das aehnlich und huete mich auch davor, meine Kinder taufen oder gar beschneiden zu lassen. Das sollen sie spaeter schoen selbst entscheiden. Und zwar dann, wenn sie (unter anderem durch mich) umfangreich ueber das Christentum und viele Alternativen informiert worden sind. Z.B. wollen wir mit einem Schulfreund der Kinder mal einen buddhistischen Tempel besuchen.
    Bildung ueber andere Weltreligionen und nicht religioese Philosophien kommt im Schulunterricht im Gegensatz zu christlicher Religion viel zu kurz. Gehoert fuer mich aber zum Allgemeinwissen.
    Auch was die Trennung von Kirche und Staat angeht sehe ich da auch ganz vieles, was in Deutschland viel besser getrennt gehoert. Da sind uebrigens die USA mal ausnahmsweise deutlich weiter: Es gibt da regelmaessig irgendwelche Prozesse, sinngemaess weil ehemalige Kirchenbaenke in staatlichen Gebaueden verwendet werden, oder irgendwo in einer Verzierung mal ein Kreuz uebersehen wurde.
    Aber hier geht es einmal wieder um die Abwaegung, ob eine Freiheit, naemlich die Religionsfreiheit, zugunsten einer anderen Freiheit, naemlich die eines Kindes religioeser Eltern, eingeschraenkt werden soll. Gleichzeitig ist aber auch zu beachten, ob jemand, der eine Beschneidung fuer medizinisch sinnvoll haelt, dies erlaubt bekommen soll. Selbst dann, wenn das in Deutschland ein nur geringe Bedeutung hat, muss es bedacht werden.
    Ich moechte diese Entscheidung nicht fuer alle faellen muessen. Das ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit, die man nicht so einfach mit einem „Skandal“ Artikel abtun sollte. Und das war mein Anliegen: auch eine andere Seite zu beleuchten.
    Letzlich wuerde ich mich wohl gegen ein Verbot entscheiden, wenn die Gefahr der „privaten“ Beschneidung mit ihren Risiken nicht deutlich eingeschraenkt werden kann.

    1. Aber hier geht es einmal wieder um die Abwaegung, ob eine Freiheit, naemlich die Religionsfreiheit, zugunsten einer anderen Freiheit, naemlich die eines Kindes religioeser Eltern, eingeschraenkt werden soll. Gleichzeitig ist aber auch zu beachten, ob jemand, der eine Beschneidung fuer medizinisch sinnvoll haelt, dies erlaubt bekommen soll. Selbst dann, wenn das in Deutschland ein nur geringe Bedeutung hat, muss es bedacht werden.
      Ich moechte diese Entscheidung nicht fuer alle faellen muessen. Das ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit, die man nicht so einfach mit einem “Skandal” Artikel abtun sollte. Und das war mein Anliegen: auch eine andere Seite zu beleuchten. Letzlich wuerde ich mich wohl gegen ein Verbot entscheiden, wenn die Gefahr der “privaten” Beschneidung mit ihren Risiken nicht deutlich eingeschraenkt werden kann.

      Es geht immer wieder um die Abwägung von Freiheiten. Letzten Endes sehe ich das Recht auf Unversehrtheit (unserer Kinder) aber als das höher zu wertende – meine Meinung. So würde ich auch meinem Kleinkind auch nicht die Ohren stechen lassen, zumindest nicht in einem Alter in dem es noch nicht mit entscheiden kann.

      Und von mir aus kann sich jeder volljährige auch Beschneiden lassen – das ist seine ganz persönliche Freiheit.

      Dein Argument der „privaten Beschneidung“ kann ich aber leider nicht nachvollziehen/unterstützen – nach dieser Sichtweise könnte oder müsste man dann doch zu viele Strafbestände legalisieren. Schließlich kann ich auch verhindern, dass jemand mitbekommt wenn ich mein Kind verprügeln würde – trotzdem ist es strafbar und das Kind hat eine Chance sich, wenn auch nur im Nachhinein, dagegen zu wehren.

  3. Ich kann Thorben schon gut verstehen: Im Grundsatz heisst liberal, dass jeder ungefragte und vor allem unnötige Eingriff in die Versehrtheit und Freiheit eines Menschen nicht richtig ist. So sehe ich das auch mit medizinisch nicht notwendigen Beschneidungen.

    Und ich muss gestehen, dass ich das sogar genauso bei der Taufe im Säuglingsalter sehe. Aber da kommen wir in einen Bereich, der leider nirgendwo auf dieser Welt – nicht mal im „modernen“ Deutschland genug beachtung findet. Nämlich der Trennung von Kirche und Staat. Es gibt meines Erachtens noch viel zu viele religiöse Altlasten, die mich – mit verlaub – massiv ankotzen. Das geht beim sakralen Kirchengebimmel los und hört bei der Bezahlung der Gehälter für die katholische Obrigkeit aus Steuergeldern (nein, nicht Kirchensteuer!) noch lange nicht auf…

    Aber das ist nun ein ganz anderes Thema, denn zu dazu werden wir vermutlich nicht vor dem 22. Jahrhundert eine Grundsatzdiskussion auf bundespolitischer Ebene angestoßen bekommen. Zumindest nicht mit einer (pseudo-)religiös motivierten Partei in der Regierung.

    In diesem Sinne…

  4. Es gibt es aber doch einen gewaltigen Unterschied zwischen der Beschneidung bei Mann und Frau:
    Beim Mann hat die Beschneidung keine koerperlichen Nachteile, koennte aber tendenziell hygienische Vorteile haben.
    Bei der Frau hat es in jedem Fall lebenslange Schmerzen zur Folge.
    Wenn das man kein Unterschied ist!
    Die Moeglichkeit von moeglichen psychischen Problemen durch die Beschneidung auch beim Mann ist noch eine andere Sache.
    Das Problem bei der Ziehung der Grenze sehe ich allerdings auch. Schliesslich kann sogar ungewolltes Haare Schneiden als Koerperverletzung ausgelegt werden. Das wohl aber nicht beim eigenen Kind… 😉

  5. Ich weiß nicht, was ich vom Beschneiden halten soll. Offensichtlich ist dadurch noch niemand zu Schaden gekommen, deswegen verstehe ich das Geschrei auch nicht.
    Zwei Dinge geben mir allerdings zu denken:
    1. Wenn Beschneidungen nur bei Moslems üblich wären, dann hätte die Bundesregierung wahrscheinlich an den Gesetz festgehalten. Nun sind aber auch die Juden betroffen (und ich möchte betonen, daß ich nichts gegen Juden habe) und es wird „auf dem Absatz“ kehrt gemacht.
    2. Wo will man bei solchen Eingriffen die Grenze ziehen?
    Aus religiösen Gründen (und wahrscheinlich auch aus hygienischen) werden moslimische und jüdische Jungen beschnitten und das ist legal. Warum sollte das religiöse vernähen der Vagina, wie es bei einigen afrikanischen Völkern praktiziert wird dann illegal sein?
    Bzw. umgekehrt: Wenn das vernähen der Vagina illegal ist, warum sollte die Beschneidung dann legal sein?
    Das ist jetzt ein extremes Beispiel, aber ich weiß auf die Frage keine andere Antwort als die, das in der heutigen Zeit das verstümmeln von Menschen aus religiösen Gründen ein Anachronismus ist. Es gibt keinen plausiblen Grund dafür.

  6. Die lebenslangen Konsequenzen einer Beschneidung muessen nicht negativ sein. Genauer gesagt sind mir negative Konsequenzen nicht bekannt. Es gibt aber Stimmen, die gesundheitliche Vorteile, naja, wohl eher vermuten, naemlich z.B. die Vereinigung amerikanischer Kinderaerzte. Deswegen werden immer noch deutlich mehr als die Haelfte der Amerikaner beschnitten, und zwar *nicht* aus religioesen Gruenden (siehe http://usaerklaert.wordpress.com/2012/07/08/einige-bemerkungen-zur-beschneidung-in-den-usa).
    Von Aerzten gemacht ist die Beschneidung ein winziger Eingriff ohne nennenswerte Risiken. Waere dies illegal, wuerden Beschneidungen vermutlich viel zu Hause gemacht werden. Ich habe sogar mal auf einer „interkulturellen“ Hochzeit jemanden getroffen, der „nur fuer alle Faelle“ mal ein Beschneidungsbesteck mitgebracht hatte. Diese privat durchgefuehrten Beschneidungen koennen dann ein durchaus hoeheres Risiko mit sich bringen.
    Durch ein Verbot der Beschneidung wuerde damit vermutlich mehr Schaden als Nutzen angerichtet.
    Anmerkung: Nein, ich bin nicht beschnitten.

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